Bemerkenswertes: Was geschrieben wurde
Im bisher bekannten Schriftverkehr zu den Bahnhofs-Abrissplänen gibt es bemerkenswerte Details. Sie sind es wert, herausgehoben zu werden.
Im bisher bekannten Schriftverkehr zu den Bahnhofs-Abrissplänen gibt es bemerkenswerte Details. Sie sind es wert, herausgehoben zu werden.
Der Juister Reiner Behrends schrieb Anfang September 2018 eine Stellungnahme, in der er klar Stellung zum geplanten Abriss des Bahnhofs bezog. „Informationen zum Nachdenken und zur Meinungsbildung für Insulaner, Juister und Gäste“ überschrieb er seine Gedanken.
Sie enthielten interessante Aspekte, wie sich die Situation zwischen der Insel und der Reederei Frisia — die Eigentümerin des Bahnhofs ist — im Laufe der Zeit entwickelt hat. Sehr lesenswert — und zu Recht haben Reiner Behrends’ Zeilen auf Facebook viel Zustimmung bekommen.
Eine Reaktion von offizieller Seite? Fehlanzeige! Dass die Gemeinde „mauern“ würde, war bereits im August 2018 klar, als der Marketingchef Thomas Vodde auf die Gästefrage nach dem Bahnhofsthema nicht nur überrascht-verunsichert erschien, sondern in guter Politikermanier druckste, man werde „rechtzeitig informieren“.
Mehr als acht Monate nach seinem ersten Informationsschreiben meldete sich Reiner Behrends erneut öffentlich — diesmal gab es aber deutlich bezeichnete Adressaten: den Bürgermeister und den Rat der Gemeinde. Leichter Unwille ist bei Reiner Behrends zu erkennen, dass es nach seinem ersten Schreiben keine Reaktion aus der Gemeinde gab.
Der Verfasser legt Interessantes in einem geschichtlichen Rückblick dar: Vor zirka 30 Jahren hätte die damalige niedersächsische Wirtschaftsministerin, Birgit Breul, den Vorschlag gemacht, Anleger und Inselbahn weiter zu betreiben und durch das Land finanziell zu unterstützen. Dieser, von Reiner Behrends als „revolutionär“ eingestufte Vorschlag war seiner Ansicht nach damals „nicht diskussionswürdig“, womit er offenbar die Entscheider auf Seiten der Frisia und der Gemeinde meint, die über den Vorschlag nicht diskutieren wollten.
Behrends schlägt einen argumentativen Bogen von der damaligen Situation hin zu den heutigen Plänen der Reederei: Die Frisia will die Insel Juist mit der Vermietung von eBikes beglücken — und schreckt offenbar nicht davor zurück, den ortsansässigen Fahrradvermietern das Geschäft abzugraben.
Ob dieses neue Geschäftsfeld der Frisia ein weiterer Grund ist, den Bahnhof abzureissen? Schliesslich braucht man für die 200 bis 300 geplanten Fahrräder einiges an Infrastruktur — und somit Platz.
Es sind bemerkenswerte drei Seiten, die Bürgermeister Goerges zu Papier gebracht hat. Die erste Seite bietet nicht mehr als platte Allgemeinplätze. Wenn man endlich mal wissen wollte, dass „nichts ist so sicher ist wie der Wandel“, dann sollte man Goerges Schreiben unbedingt lesen. Ob viele Juister sich nach der Lektüre dieser Zeilen ihres Inselbosses fremdschämen?
Aufgrund der geringen Substanz in Goerges’ Aussagen verwundert es nicht, dass er auch keine konkreten Details zum Bahnhof veröffentlicht — ausser der, dass „nur ein Neubau Sinn macht“. Es hätte allerdings „Sinn gemacht“, endlich einmal mehr Inhalte zu vermitteln, als die immer wieder gern benutzte Nebelkerze „marode“ zu zünden. Zu mehr reicht es nämlich nicht beim Bürgermeister.
Was genau das Problem des angeblich „maroden“ Bahnhofs sein soll, welche Versäumnisse beim Erhalt des historischen Gebäudes die Eigentümerin verschuldet hat, darüber ist erwartungsgemäss nichts zu lesen. Anders formuliert: Goerges untermauert den Verdacht, dass mögliche Schäden am Bahnhof — so sie denn überhaupt existieren — mutwillig durch mangelnde Instandhaltung herbeigeführt wurden.
Der Abriss des historischen Bahnhofs ist also offenbar beschlossene Sache. Mit den Befürwortern des Bahnhofserhalts und ihren Argumenten — und davon gibt es viele — hat sich der Gemeindechef nicht auseinandergesetzt. Laut Goerges geht es jetzt nur noch um Fördermittel für den Neubau. Der Erhalt des alten Bahnhofs interessiert ihn nicht.
„Zuhören und Antworten kann man am Besten im direkten Dialog“, so schliesst der Bürgermeister seinen von Banalitäten durchsetzten Brief. Es wäre gut gewesen, wenn er diesen Dialog irgendwann einmal gesucht hätte.
Der oben zu lesende Beitrag ist bereits älter. Deshalb weisen wir auf die weitere Entwicklung hin:
Die Geschichte hat sich natürlich weiterentwickelt — und zu unserer grossen Freude wurden die Abrisspläne ad acta gelegt (lesen →hier Sie mehr dazu).
Dies war unser Motto nach dem August 2019 — denn wir ahnten irgendwie, dass da noch etwas kommen würde. Der Grund unserer Ahnung waren auch die Aussagen von gut informierten JuisterInnen: „Das war nicht das letzte Wort der Frisia in dieser Angelegenheit.“ Wie sich im März 2021 herausstellen sollte, lagen sie richtig.
Aufmerksame JuisterInnen wiesen uns auf die Umbauten im Aussenbereich des Bahnhofs hin. So begann die Phase II unserer Aktivitäten zum Erhalt dieses Juister Wahrzeichens. Lesen Sie mehr dazu in der →Übersicht.